Im feuchtheißen Westen des ostafrikanischen Gebirges hangeln sich unsere Vorfahren von Baum zu Baum. Ihre Verwandten im Osten dagegen, wo eine trockeneres und kühleres Klima herrscht, müssen sich mit Anfängen eines aufrechten Gangs an eine schier endlose Savanne anpassen, in der urzeitliche Löwen und Säbelzahntiger herrschen.
Mit knapp über einem Meter Größe ist unser Vorfahr dort ein unauffälliger Bewohner. Er ernährt sich hauptsächlich von Pflanzen. Manchmal stürzt er sich mit den Geiern auf Aas, das ihm satte Raubtiere übrig lassen.
Unsere Vorfahren, Gruppen von Urmenschen tummeln sich vor sieben Millionen Jahren in den endlosen Savannen und Steppen des afrikanischen Kontinents.
Aufrecht zu gehen hat einen großen Vorteil: Sie haben nun die Hände frei! Langsam, über viele hunderttausend Jahre hinweg, lernen sie, die Greifgeräte zu benutzen. Anfangs sammeln sie Steine und bearbeiten sie zu Werkzeugen die das Leben verändern.
Immer wieder gibt es heute Funde, die scheinbar in unsere Ahnenreihe eingefügt werden können, so dass das Kapitel der Menschwerdung wohl noch lange nicht abgeschlossen werden kann.
Die bis jetzt ältesten menschlichen Schädel, die Forscher bislang entdeckt haben, sind bisher rund sieben Millionen Jahre alt und wurden im Tschad, in Zentralafrika, gefunden. Die Schädelknochen lassen ein kleines Gehirn vermuten, ganz wie bei einem Schimpansen, doch sind die Eckzähne schon deutlich kürzer. Und in dem ebenen Gesicht fehlt der vorspringende Mund.
Bevor wir Allesfresser werden, prägt uns ein Dasein als Vegetarier. Übrigens unsere direkten Verwandten, die Primaten sind immer noch Vegetarier. Durch Fleisch als sehr eiweißhaltige Nahrung wächst unser Großhirn rasant. Zu Anfang probieren wir Aas, das wir den Geiern abluchsen. Einige Jahrtausend später essen fast ausschließlich Fleisch. Diese Entwicklung geht mit der Herstellung von Werkzeugen einher. Um an selbst erlegte Tiere zu kommen müssen wir auf die äußerst anstrengende Jagd gehen.
Heute kann eine stark auf Fleisch gestützte Ernährung ungesunde Folgen haben – denn unsere Lebensweise hat sich grundlegend verändert: In der Steinzeit stammt das Fleisch vom frei lebendem Wild, und Essen zu erjagen war wie gesagt eine extrem harte körperliche Arbeit.
Mit unserem heutigen bewegungsarmen Durchschnittsleben verträgt sich energiereiche Nahrung wie etwa Fleisch womöglich noch aus Massentierhaltung mit einem hohen Fettgehalt und chemisch/medikamentöser Behandlung dagegen eher nur noch schlecht.
Unser Sprechapparat gleicht noch mehr dem heutiger Babys, wie amerikanische Forscher mit Hilfe von Computer-Modellen herausgefunden haben wollen: Der Kehlkopf sitzt höher im Hals als beim modernen Menschen, so dass der Rachenraum noch kleiner ist. Außerdem kann die sehr viel längere Zunge nur die Mundhöhle, nicht aber den Rachenraum zum Hervorbringen bestimmter Laute verformen. Auch sind Unterkiefer und Zähne zu groß, um differenzierte Laute bilden zu können. Erst mit der Entdeckung und Nutzung des Feuers vor rund 700.000 Jahren machen wir einen wesentlichen Schritt nach vorn. Wir sind mit dem Feuer in der Lage, unsere Hauptnahrung - das Fleisch - weich zu garen. Damit können sich auch im Laufe der Generationen unsere schweren Unterkiefer und Zähne zurückbilden, die dann die Entwicklung einer differenzierten Sprache und damit den Austausch auch komplexer Informationen erst möglich machen.
Das Feuer ist ein echter Meilenstein in unserer Entwicklung, denn damit garen wir nicht nur unsere Nahrung weich, es wärmt uns, gibt und Licht und schützt uns vor Raubtieren.
Erst mit diesem Entwicklungsschritt unsere direkten Vorfahren - der „Homo sapiens“ - einen ungeheuren Vorteil gegenüber allen bisher sich entwickelten Lebewesen: die präzise, schnelle, vielschichtige, unerschöpfliche menschliche Sprache.
Bei uns findet die Evolution gegenüber zum Beispiel dem Neandertaler oder anderen parallel existierenden Gattungen, die sich letztendlich nicht durchsetzen konnten einen Ausweg, der - wieder einmal - auf Teamwork, der Zusammenarbeit von vielen Einzelwesen beruht: der Informationsaustausch von Gehirn zu Gehirn durch unsere Sprache.
Dieses Teilen von Kenntnissen erweist sich als so vorteilhaft, dass im Laufe der Zeit der moderne Mund- und Rachenraum durch eine biologisch-kulturelle Auslese geformt wird.
Mit der Entwicklung der menschlichen Sprache erst, kann die ganze geistige Kapazität unseres Gehirns und die Geschicklichkeit unserer Hände ausgenutzt werden. Mehr Köpfe können mehr Kenntnisse zusammentragen, also waren größere Gruppen im Vorteil. Und das Mehr an Wissen macht auch die Ernährung einer größeren Bevölkerung möglich.
Ältere Menschen erweisen sich für die „Homo sapiens“ trotz körperlicher Schwächen als Vorteil, weil sie die Kenntnisse der Gruppe an die nächste Generation weitergeben können. Sie werden deshalb besser gepflegt und verehrt.
Während einer früheren Einwanderungswelle des "Homo sapiens" vor ca. 45.000 Jahren in Europa entsteht ein zähes Ringen, das Jahrtausende währt: und moderner Mensch streiten um Jagdgebiete. Hin und wieder dürften sich die Nachbarn mit Steinen und Speeren bewerfen. Vielleicht zeugen sie auch zusammen Kinder - aber nicht oft können das Biologen heute mit Gentests beweisen.
Es ist nicht bekannt, ob der Neandertaler der Konkurrenz ausweicht oder ob er den Klimawechsel nicht verkraftet. Auf jeden Fall ziehen sich die letzten Neandertaler in das heutige Spanien zurück. Dort sterben sie vor rund 27.000 Jahren aus.
Auf dem Höhepunkt der letzten Eiszeit vor 25.000 bis 20.000 Jahren zieht sich die europäische Population des "Homo sapiens" nach West- und Südeuropa zurück.
Erst als das Klima vor etwa 14.500 Jahren wärmer wird, breitet sich die Bevölkerung wieder aus - allerdings in veränderter Zusammensetzung.
Dann entwickelt der Einwanderer plötzlich ungeahnte Fähigkeiten: Vor etwa 30.000 Jahren entstehen kunstvolle Höhlenmalereien (Von I, Peter80, CC BY-SA 3.0).
Der vorher primitive Mensch flötet auf Schwanenknochen, brennt Tonfiguren, fischt mit Harpunen und näht mit Knochennadeln!
Vor 11.500 Jahren hat sich dann eine kleine Gruppe von „Homo sapiens“ aus einem der vielen Stämme aus Zentralafrika auf den Weg über den Sinai in den Nahen Osten (Kleinasien) zwischen Euphrat und Tigris aufgemacht. Die Großwildjagd wird mit neuen Jagdwaffen wie etwa der Speerschleuder sicherer. Mit diesem „verlängertem Arm“ aus Holz oder Horn kann ein Tier noch aus 30 Meter Entfernung tödlich getroffen werden. Fleisch von großen Tieren wie Mammuts, Wisenten oder Rentieren bilden nach wie vor die Grundlage unseres späteiszeitlichen Speisezettels. Doch unsere Vorfahren lernen schnell, andere Leckerbissen zu nutzen: Fische, Muscheln und Vögel stellen die Ernährung auf eine breitere Basis. Darüber hinaus beobachten wir sehr genau, was die Pflanzenwelt hervorbringt. Die Gegend, auch Levante genannt, wird heute als Wiege der Menschheit angenommen. Noch sind wir Jäger und Sammler und bauen in Göbekli Tepe in der heutigen Türkei eine für die damaligen Verhältnisse gewaltige Kultanlage, wie gesagt als noch nicht sesshafte Jäger und Sammler. Aber warum?
Die Wissenschaft verfolgt heute folgende Thesen:
Jäger und Sammler teilen ihre Nahrung in der Familie und mit vertrauten guten Freunden. Sie kennen noch keine größeren Siedlungen, in denen man friedlich zusammen lebt. Dazu bedarf es einer gemeinsamen moralischen Basis mit weitreichendem Vertrauen und gleichen ethnischen Grundlagen. Göbekli Tepe könnte durch den gemeinsamen Bau genau diesen moralischen Kodex geschaffen haben. Die Menschen haben damit Symbole geschaffen, die den Menschen als beherrschende Spezies darstellt. Symbole, die Menschen über die Natur erhebt. Und dabei erkennen sie, dass sie durch die gemeinsame große Tat im Mittelpunkt stehen. Der Mensch kann gemeinsam viel größeres leisten als dem Essen nachzujagen oder andere Nahrungsangebote der Natur zu sammeln. Er kann die Natur selbst beeinflussen. Er wird sesshaft, domestiziert Tiere und züchtet Pflanzen. Er erhebt sich durch das neue Leben in der Sesshaftigkeit über die Natur. Ein gewaltiger Wandel, der mit nichts anderem zu vergleichen ist.
Manche Wissenschaftler behaupten, dass der Grund für die Sesshaftigkeit auch darin liegen kann, dass man nun Alkohol aus dem Getreideanbau sehr einfach herstellen kann. In dieser Zone siedeln wir weitere 6.000 Jahre und kommen in dieser Zeit mit verschiedenen Menschenarten zusammen, die bereits vor uns den Weg aus Afrika gefunden haben.
Das durchschnittliche Lebensalter steigt auf mehr als 35 Jahre. Der Kampf ums Dasein ist aber dank der neu erfundenen technischen Hilfsmittel leichter geworden. Es bleibt erstmals Zeit für Tänze und Spiele, für gemeinsame Rituale und für Erzählungen. Und auch für die erstmalig planmäßige Produktion von Alkohol. Die Basis für diesen kulturellen Höhenflug ist eine solide „Wirtschaft“.
Im DNA Artikel wird unser Umweg über Asien erläutert. Das scheint allerdings nicht ganz den Tatsachen zu entsprechen.
Unsere Vorfahren flüchten wahrscheinlich vor Vulkanausbrüchen vor 9.000 Jahren aus Anatolien/Kappadokien und wandern in Familiengruppen in Richtung Norden. Sie besiedeln dann vor 7.500 Jahren das Karpatenbecken.
Als Beleg ihrer Sesshaftigkeit fertigen wir unter anderem Gefäße aus Keramik mit spiral- oder wellenförmigen Motiven und werden deshalb als Linienbandkeramiker bezeichnet. Nomaden haben keine Vorratsgefäße, da sie permanent unterwegs sind und sie daher kein schweres, zerbrechliches Gepäck mit sich führen können. Vom Karpatenbecken aus ziehen wir weiter durch das Donautal und erreichen vor 7.300 Jahren den Rhein. Wir bringen das Wissen über die Haltung von Tieren und den Anbau von Nutzpflanzen mit.
Das Klima ist feucht und warm und dichte Wälder bedecken weite Teile des Kontinents. Unterwegs stoßen wir auf Jäger und Sammlerkulturen die schon vor 50.000 Jahren in Europa eingewandert sind. In manchen Regionen tauschen wir uns aus und vermischen uns, in anderen bleiben wir über Jahrhunderte auf Distanz. Vor 6.500 Jahren bestimmt dann die bäuerliche Lebensweise das Leben in fast ganz Europa. Gemeinschaften haben Hierarchien ausgebildet und oft werden die Jäger und Sammler sogar von den Bauern als Sklaven (später Knechte und Mägde?) gehalten.
Die Wirtschaftsweise der Bauern zeigt Erfolg und die Bevölkerung wächst. Wenn nicht mehr genügend Platz auf dem Gehöft ist, zieht die jüngere Generation weiter und siedelt an unbewohnten Stellen.
So kommen unsere Vorfahren vor ca. 3.000 Jahren in Hurrel an. Das belegen jungsteinzeitliche Artefakte aus der Gegend.
Von da an beschreibt Klaus Lührmann in seinem Buch "Hude in alter Zeit" den weiteren geschichtlichen Verlauf der Gegend: